Triggerwarnungen: Schutz oder Überreaktion?

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Julia Bickel

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Triggerwarnungen: Schutz oder Überreaktion?

In der heutigen digitalen Ära sind Triggerwarnungen weit verbreitet. Sie sollen darauf hinweisen, dass der folgende Inhalt möglicherweise belastend sein könnte. Doch die Verwendung und Wirkung von Triggerwarnungen sind nicht immer klar und eindeutig. In diesem Artikel werden wir uns näher mit dem Konzept der Triggerwarnungen befassen, ihre Verwendung und Effektivität diskutieren und betrachten, wie Trauma im Gehirn funktioniert.

Was sind Triggerwarnungen?

Triggerwarnungen sind Hinweise, die vor bestimmten Inhalten warnen, die potenziell belastend oder traumatisierend sein könnten. Diese Warnungen sind weit verbreitet in sozialen Medien, Online-Videos und anderen digitalen Plattformen. Ein typisches Beispiel könnte lauten: “Triggerwarnung: In diesem Video geht es um Depression und Suizidgedanken. Schaut es euch nur an, wenn ihr euch psychisch stabil fühlt.”

Die Idee hinter Triggerwarnungen ist es, Menschen vor potenziell schädlichen oder traumatischen Inhalten zu schützen. Sie sollen denjenigen, die beispielsweise von Gewalt oder psychischen Krankheiten betroffen sind, die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, ob sie sich den Inhalt ansehen möchten oder nicht.

Die Verwendung von Triggerwarnungen

Es gibt keine festen Regeln dafür, wann eine Triggerwarnung verwendet werden sollte. Dies bedeutet, dass die Verfasser von Inhalten diese nach eigenem Ermessen einsetzen können. Dies hat in der Vergangenheit zu einer gewissen Uneinheitlichkeit und manchmal zu Missverständnissen geführt.

Ein wichtiger Punkt ist, dass nicht alle Menschen, die belastende Situationen erleben oder traumatische Bilder sehen, zwangsläufig traumatisiert werden. Trauma ist ein komplexer psychischer Zustand, der nicht immer in allen Situationen auftritt.

Was ist ein psychisches Trauma?

Um zu verstehen, wie Trigger funktionieren, müssen wir verstehen, was in unserem Gehirn während eines traumatischen Erlebnisses passiert. Psychologen definieren ein Trauma als ein plötzliches und unerwartetes Ereignis, das von außen auf einen Menschen einwirkt und gefährlich oder sogar lebensbedrohlich ist. Es handelt sich um Ereignisse, die in medizinischen Klassifikationssystemen wie dem ICD-11 und dem DSM-V als “extrem bedrohlich oder entsetzlich” beschrieben werden.

Ein entscheidender Punkt ist, dass Traumata immer als plötzlich, akut und unvorhersehbar betrachtet werden. Lang anhaltende, lebensbedrohliche Krankheiten werden nicht als Trauma eingestuft. Trauma bezieht sich auf die Situation selbst und nicht notwendigerweise auf die psychische Verfassung der Person, die sie erlebt hat.

Wie das Gehirn auf Trauma reagiert

In bedrohlichen Situationen schaltet das Gehirn in den “Autopilot”-Modus um. Dies bedeutet, dass Bereiche des Gehirns, die für logisches Denken und bewusste Verarbeitung von Reizen verantwortlich sind, weitgehend ausgeschaltet werden. Stattdessen übernimmt der älteste Teil des Gehirns, der Hirnstamm, die Kontrolle. Dieser Teil des Gehirns reguliert lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Herzschlag und Nahrungsaufnahme.

Unser Gehirn trifft Entscheidungen darüber, wie wir auf Gefahr reagieren sollen, in Sekundenbruchteilen und auf unbewusster Ebene. Diese Entscheidungen sind oft nicht bewusst und können im Nachhinein schwer erklärt werden.

Trigger und Erinnerungslücken

Eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Triggern spielen Erinnerungslücken. Wenn das Gehirn in einer traumatischen Situation überfordert ist, kann das Erlebte nicht immer vollständig im Gedächtnis gespeichert werden. Dies kann zu Erinnerungslücken führen, die später zu Triggern werden können. Reize wie Gerüche, Geräusche, Farben oder körperliche Reaktionen können vom Gehirn unbewusst wahrgenommen und gespeichert werden, selbst wenn sie nicht bewusst erlebt werden.

Trauma und Triggerwarnungen

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder, der ein Trauma erlebt, zwangsläufig traumatisiert wird. Nach belastenden Ereignissen kann es normal sein, dass Menschen immer wieder darüber nachdenken oder Albträume haben. Dies ist Teil des Verarbeitungsprozesses und kann Wochen oder sogar länger dauern.

Insgesamt bleibt die Verwendung von Triggerwarnungen ein umstrittenes Thema. Einige glauben, dass sie eine wichtige Möglichkeit bieten, Menschen vor belastenden Inhalten zu schützen, während andere argumentieren, dass sie zu weit gehen und die Meinungsfreiheit einschränken können. Die Debatte darüber, wie Triggerwarnungen effektiv eingesetzt werden sollten, wird sicherlich weitergehen.

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