Neid an der Oberfläche: Ich will das, was du hast
Neid ist ein alltägliches Gefühl, das oft im Verborgenen bleibt, da es gesellschaftlich nicht gut angesehen ist. Doch es handelt sich um ein emotionales Phänomen, das tief in unserer Natur verankert ist und evolutionär betrachtet einen Zweck erfüllte. Die Evolution lehrte uns, dass es überlebenswichtig war, mehr zu haben als andere. Auch in der heutigen Zeit des Überflusses ist der Wettbewerb um begrenzte Ressourcen immer noch präsent und wird durch die ständigen Vergleichsmöglichkeiten in sozialen Netzwerken verstärkt.
Doch warum werden wir überhaupt neidisch?
In diesem Artikel werde ich den Unterschied zwischen “gesundem” und “ungesundem” Neid erläutern und einige praktische Tipps geben, wie man achtsam mit Neid umgehen kann. Wie du mit Menschen in deinem Umfeld umgehen kannst, die dir etwas neidisch sind, erfährst du HIER.
Neid an der Oberfläche: Der Wunsch nach dem, was andere haben
Influencer und Social-Media-Persönlichkeiten präsentieren uns ihre vermeintlich perfekten Lebenswelten, die oft unerreichbar erscheinen. Besonders junge Menschen neigen dazu, diesen inszenierten Idealen nachzueifern, was zu Unzufriedenheit und sogar Traurigkeit führen kann. Doch nicht nur der Glanz der Influencer löst Neid aus, sondern auch Dinge, die in unserer Reichweite liegen. Es kann schmerzhaft sein, wenn enge Freunde scheinbar perfekte Jobs finden, während man selbst in Praktika steckt, oder wenn Kollegen mühelos Traumwohnungen finden, während man selbst vergeblich Besichtigungen durchführt.
Dr. Rolf Haubl, Professor für Soziologie und Sozialpsychologie, beschreibt Neid als ein neutrales Gefühl, für das man sich nicht schämen sollte. Es geht darum zu akzeptieren, dass man etwas begehrt, das jemand anderes hat. Entscheidend ist, wie man mit diesem Gefühl umgeht und ob man es in positiven Neid umwandeln kann.
Wenn Neid produktiv wird
Psychologen unterscheiden zwischen gesundem und ungesundem Neid. Gesunder Neid kann Ehrgeiz stimulieren und produktiv sein. Er kann dazu motivieren, härter zu arbeiten und in gesunde Konkurrenz zu anderen zu treten. Es ist wichtig zu erkennen, dass Neid nicht per se negativ ist, sondern wie man damit umgeht.
Ein gesundes Selbstbewusstsein schützt vor Neid. Selbstbewusste Menschen verlieren nicht so leicht ihre eigenen Erfolge aus den Augen und geraten nicht so schnell in negative Gedankenspiralen.
Achtsamkeit als Werkzeug gegen Neid
Achtsamkeit kann helfen, Neidgefühle zu überwinden, indem sie das Vertrauen in die eigene Persönlichkeit stärkt. Menschen mit stabilem Selbstwertgefühl machen ihre Zufriedenheit weniger von äußeren Umständen oder materiellen Gütern abhängig.
Hier sind vier Schritte, wie man Neid mit Achtsamkeit überwinden kann:
Nicht unterdrücken, sondern wahrnehmen und analysieren: Wenn man neidisch ist, sollte man das Gefühl nicht unterdrücken. Stattdessen kann man sich fragen, was genau den Neid auslöst. Dies kann Hinweise darauf geben, in welchen Bereichen man die eigenen Fähigkeiten und Erfolge nicht ausreichend wertschätzt.
Ungesunden Neid in positiven Neid umwandeln: Statt Missgunst zu empfinden, wenn andere Erfolge erzielen, sollte man sich von ihrem Erfolg motivieren lassen, das eigene Leben anzugehen. Man kann den eigenen Neid als Ansporn nutzen, um selbst positive Veränderungen anzustreben.
Unrealistische Vergleiche loslassen: Wenn ständige Vergleiche mit anderen auf Social Media das Glück beeinträchtigen, sollte man radikal aufhören, diesen Accounts zu folgen. Man sollte erkennen, dass viele Influencer in Bereichen erfolgreich sind, die für einen persönlich vielleicht nicht wichtig sind.
Den Blick für das, was man hat, schärfen: Man sollte sich auf das konzentrieren, was man bereits erreicht hat, und Dankbarkeit für das eigene Leben entwickeln. Ein Dankbarkeitstagebuch, in dem man täglich Dinge notiert, die einen erfreut haben, kann dabei helfen.
Neid ist ein menschliches Gefühl, das jeder kennt. Wichtig ist, dass man trotzdem Zufriedenheit für das eigene Leben empfindet und unnötige Vergleiche vermeidet. Achtsamkeit kann dabei helfen, Neid zu verstehen und zu überwinden, indem sie den Fokus auf das lenkt, was man hat und auf das, wofür man dankbar sein kann.