Der Fluch der toxischen Positivität: Warum zu viel Optimismus schädlich sein kann

Psychologie

Der Fluch der toxischen Positivität: Warum zu viel Optimismus schädlich sein kann

Versuchst du auch positive Emotionen zu erzwingen, um schwierige Situationen zu vermeiden?

Toxische Positivität ist ein Phänomen, bei dem Menschen auf unangemessene Weise versuchen, schöne Gefühle und Gedanken zu erzwingen, um hektische oder stressige Situationen zu bewältigen. Dies kann zu einer Unterdrückung von negativen Emotionen führen und langfristig zu psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depressionen führen.

Was ist toxische Positivität?

Toxische Positivität bezieht sich auf die Überbetonung von positivem Denken, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Es geht darum, immer eine „positive Einstellung“ zu haben, alles „positiv zu sehen“ und negative Emotionen zu unterdrücken. Der Gedanke dahinter ist, dass positive Gedanken und Emotionen helfen können, uns zu motivieren und uns durch schwierige Zeiten zu bringen. Allerdings kann zu viel positives Denken auch zu einer Verleugnung von Problemen und der Unterdrückung von negativen Emotionen führen.

Warum ist toxische Positivität schädlich?

Toxische Positivität kann langfristig zu psychischen Problemen wie Angstzuständen und Depressionen führen. Indem du negative Emotionen unterdrückst, kannst du dir selbst ungesunde Erwartungen setzen, die nicht realistisch sind. Wenn du immer nur positiv denkst, kannst du dich unter Druck setzen, immer glücklich und optimistisch zu sein, was wiederum dazu führen kann, dass du dich schuldig oder schlecht fühlst, wenn du nicht immer positiv bist. Das ist ein Teufelskreis, der dazu führt, dass du dich noch schlechter fühlst und noch mehr negative Emotionen unterdrückst.

Wie kannst du toxische Positivität vermeiden?

Es ist wichtig, positiv zu denken und positive Emotionen zu haben. Es ist genauso wichtig, dich mit negativen Emotionen auseinanderzusetzen und sie anzuerkennen. Ein erster Schritt, um toxische Positivität zu vermeiden, ist, dir bewusst zu machen, dass es normal ist, negative Emotionen zu haben. Nimmst du dir genügend Zeit, um dich mit negativen Emotionen auseinanderzusetzen und findest du Wege, um damit umzugehen? Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist, dir Zeit zu nehmen, um über die eigenen Gefühle zu sprechen oder sie aufzuschreiben. Zudem kannst du positive Affirmationen verwenden, die realistisch und auf deine Situation zugeschnitten sind. Zum Beispiel: „Ich kann diese Herausforderung bewältigen“ anstelle von „Alles wird immer gut sein“.

In einer Studie von Horton & Mackenzie (2016) wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen übermäßigem positivem Denken und depressiven Symptomen gibt. Die Teilnehmer wurden über einen Zeitraum von sechs Monaten befragt, um ihre Stimmung und ihr Denken zu bewerten. Die Ergebnisse zeigten, dass übermäßiges positives Denken mit höheren depressiven Symptomen verbunden war. Die Autoren schließen daraus, dass es wichtig ist, eine realistische und ausgewogene Einstellung zu haben, um psychische Gesundheit zu fördern.

Eine Studie von Wood, Perunovic & Lee (2009) untersuchte, ob selbst-affirmatives Denken in bestimmten Situationen schädlich sein kann. Die Teilnehmer wurden gebeten, über eine vergangene Erfahrung zu schreiben und dann entweder selbst-affirmativ oder neutral zu denken. Die Ergebnisse zeigten, dass selbst-affirmatives Denken in Situationen, die Bedrohungen des Selbstwertgefühls aufrechterhalten, zu höheren negativen Emotionen und einer geringeren Bereitschaft, zukünftige Herausforderungen anzunehmen, führte. Die Autoren schließen daraus, dass selbst-affirmatives Denken nicht immer vorteilhaft ist und in einigen Situationen zu einer Verleugnung von Problemen führen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass toxische Positivität nicht nur ein Phänomen ist, das in der Gesellschaft weit verbreitet ist, sondern auch negative Auswirkungen auf dein Wohlbefinden haben kann. Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass das Leben aus positiven und negativen Erfahrungen besteht und es in Ordnung ist, negative Emotionen zu fühlen und dich damit auseinanderzusetzen.

Als psychologische Beraterin unterstütze ich dich dabei, eine ausgewogene und gesunde Einstellung zum Leben zu finden. Ich helfe dir, negative Gedanken und Emotionen zu identifizieren und zu akzeptieren, um deine psychische Gesundheit zu fördern. Gemeinsam werden wir realistische Ziele setzen und Strategien entwickeln, um Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Quellennachweis:
Gross, J. J. (2002). Emotion regulation: Affective, cognitive, and social consequences. Psychophysiology, 39(3), 281-291.
Horton, R., & Mackenzie, C. S. (2016). The relationship between positive thinking and depressive symptoms: A longitudinal study. Journal of Social and Clinical Psychology, 35(10), 814-828.
Seligman, M. E. P. (1990). Learned optimism. Knopf.
Wood, J. V., Perunovic, W. Q., & Lee, J. W. (2009). The toxicity of positive thinking: The dark side of self-affirmation. Journal of Personality and Social Psychology, 95(1), 17-32.

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Julia Bickel