Warum ich als Psychologin nicht…

5 Dinge, die ich bewusst vermeide

In meiner Arbeit als Psychologin begegne ich täglich den unterschiedlichsten Menschen und Themen. Dabei merke ich immer wieder, wie wichtig es ist, nicht nur zu wissen, was man tut, sondern auch, was man bewusst nicht tut. Es gibt Dinge, die ich in meiner Praxis und im Umgang mit Klient:innen ganz bewusst vermeide – aus Respekt, Professionalität und um wirklich helfen zu können.

Hier sind die fünf Dinge, die ich als Psychologin nicht tue – und warum.

1. Ich urteile nicht über andere

Es ist leicht, in Schubladen zu denken oder Verhaltensweisen zu bewerten. Aber genau das widerspricht der Grundhaltung in der Psychologie. Mein Ziel ist es, dich zu verstehen – nicht, dich zu bewerten. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Kämpfe und Ressourcen. Urteile würden uns im Gespräch nur blockieren und Vertrauen zerstören.

💡 Warum das wichtig ist: Nur in einem wertfreien Raum kannst du dich wirklich öffnen und ehrlich mit dir selbst sein.

2. Ich gebe keine Ratschläge

Vielleicht überrascht dich das, aber Psychologie ist nicht das Gleiche wie „Ratschläge geben“. Natürlich denken viele, dass Psycholog:innen Lösungen für jedes Problem bereithalten. Doch meine Aufgabe ist es nicht, dir zu sagen, was du tun sollst, sondern dir dabei zu helfen, deine eigenen Antworten zu finden. Du bist der Experte oder die Expertin für dein Leben – ich unterstütze dich dabei, deinen Weg klarer zu sehen.

💡 Warum das wichtig ist: Nachhaltige Veränderungen kommen von innen. Nur wenn du selbst hinter einer Entscheidung stehst, wird sie wirklich langfristig wirken.

3. Ich mache keine Versprechen

In der Psychologie gibt es keine Garantien. Jeder Mensch ist einzigartig, und jede Herausforderung braucht ihre eigene Zeit und Herangehensweise. Deshalb verspreche ich dir keine schnelle Heilung oder „die perfekte Lösung“. Stattdessen verspreche ich dir, mit dir gemeinsam auf deine Themen zu schauen und dich dabei bestmöglich zu unterstützen.

💡 Warum das wichtig ist: Unrealistische Erwartungen können Druck erzeugen – und das Gegenteil von Heilung bewirken. Echtheit und Ehrlichkeit schaffen hingegen Vertrauen.

4. Ich tue nicht so, als hätte ich alle Antworten

Psycholog:innen sind keine allwissenden Wesen. Auch ich habe Tage, an denen ich Fragen habe, Zweifel spüre oder selbst reflektieren muss. Was ich dir versprechen kann, ist, dass ich mit dir gemeinsam nach Antworten suche. Und dass ich immer bereit bin, meine Perspektive zu erweitern – durch Zuhören, Lernen und Weiterentwickeln.

💡 Warum das wichtig ist: Niemand kann alles wissen, und das zu akzeptieren, schafft Raum für echte menschliche Begegnung auf Augenhöhe.

5. Ich übergehe keine Grenzen

Sowohl deine als auch meine Grenzen sind mir wichtig. Wenn ein Thema zu sensibel ist oder du dich unwohl fühlst, dann ist das ein klares Signal, dass wir innehalten sollten. Genauso halte ich auch meine beruflichen Grenzen ein: Psychologie bedeutet für mich professionelle Begleitung, keine Freundschaft. Diese Balance zwischen Nähe und Professionalität ist essenziell für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

💡 Warum das wichtig ist: Respekt vor Grenzen schafft Sicherheit und Vertrauen – zwei wesentliche Grundlagen für eine gelingende psychologische Arbeit.

Warum „Nicht-Tun“ manchmal wichtiger ist

Manchmal ist es wichtiger, bewusst auf etwas zu verzichten, als aktiv zu handeln. Diese fünf Dinge, die ich als Psychologin bewusst vermeide, ermöglichen es mir, mit Klarheit, Respekt und Professionalität für meine Klient:innen da zu sein.

Denn am Ende geht es in der Psychologie nicht um mich, sondern um dich – und darum, dass du in deinem Tempo, auf deine Weise, zu deiner eigenen Lösung findest.

Was denkst du? Welche dieser Punkte sind dir wichtig – in der Psychologie oder auch in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen? Lass es mich wissen!

Julia Bickel